Antifa? Was soll das sein?

Antifa? Was soll das eigentlich sein?

„Antifa“ steht erst einmal für Antifaschismus.

Ihr seid doch gegen Nazis, oder?

Antifaschismus bedeutet sich aktiv gegen Rechts einzusetzen – sei es Faschismus, Rechtsextreme oder ihre Parteien. Aber auch aktiv zu sein: gegen gewaltbereite Nazis und tägliche Diskriminierung von zum Beispiel Migrant*innen, People of Colour, Frauen, queere / homosexuelle Menschen, Obdachlose, Arme und andere Menschen, die von Anfeindungen betroffen sein können. Dazu gehört auch, Analysen zu liefern und den Rechten intellektuell und diskussionsfähig etwas entgegnen zu können. Der theoretische Hintergrund von „Antifa“ umfasst sowohl soziologische / gesellschaftliche, philosophische als auch politische Forschung. Antifaschismus heißt verstehen, was um einen passiert, warum es passiert und wie eine bessere Welt aussehen könnte.

Also immer nur meckern und alles besser wissen?
Nein. Niemand kann sich anmaßen, die perfekte Analyse einer komplexen Situation liefern zu können. Die Analysen der Rechten können und müssen jedoch aktiv widerlegt werden. Die Faschist*innen treten gerne nach unten. Sie treten gerne auf Minderheiten und Schwache und suchen sich für Probleme gerne ein leichtes Opfer, dem die volle Schuld zugesprochen werden kann. Der Antifaschismus analysiert die wahren Täter: Er tritt nach oben und fordert, dass Menschen, die haben, auch geben sollen – nicht die, die eh schon wenig bekommen. Tatsächlich steht im Vordergrund nicht der Kampf gegen alles Schlechte und Ungerechte in der Welt, sondern der Kampf für alles Gute und Gerechte.

Ja, aber wie etwas verändern?
Durch diese antifaschistische Überzeugung engagieren sich Antifaschist*innen zum Beispiel bei Essensausgaben: Oft als „Küfa“ (Küche für alle) angeboten, verteilen sie kostenlos Essen oder Klamotten in „Umsonstläden“. Außerdem veranstalten sie Bildungsveranstaltungen, um zum Beispiel über Rassismus oder Arbeitsrechte aufzuklären – immer im Auftrag denen zu helfen, denen der Staat nicht ausreichend hilft. Antifa bedeutet also ganz viel helfen und ganz viel weiterbilden, eine grenzenlose Solidarität und eine permanente Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft.

Aber geht von Antifas nicht auch Gewalt aus?
Tatsächlich gibt es Antifaschist*innen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Nazis körperlich entgegenzutreten und zu konfrontieren. Sie sehen es als Notwendigkeit dies zu tun, um größere Gewalt wie etwa Brandanschläge auf Geflüchtetenunterkünfte durch Nazis zu verhindern. Auch gehen manche Antifaschist*innen sprayen: Sie „zerstören“ z. B. Eigentum der Vermieter*innen, um ein Zeichen gegen hohe Mieten zu setzen. Wir müssen uns also immer fragen, wen die Aktionen der Antifaschist*innen treffen. Die Reichen, die Unterdrückenden, den Staat. Wem nutzen sie? Mieter*innen, Rassismus-Betroffenen, Frauen, Armen und allen anderen Unterdrückten. Oft lassen wir uns durch eine moralische Frage abschrecken: Einige Antifaschist*innen üben Gewalt aus. Ist es daher schlecht, Antifaschist*in zu sein? Die Antwort sollte Nein heißen. Wir alle sollten Antifa sein. Wir alle sollten uns füreinander und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung stark machen. Wir sollten verstehen, dass es nie gewaltfreie Politik gibt: Auch die aktuelle Regierung übt Gewalt aus. Sie wirft keine Steine auf uns, aber sie lässt uns an Hartz IV hungern, an Mieten verzweifeln, in Arbeit und Steuern ersticken, lässt uns kontrollieren und schuften, uns gegeneinander aufhetzen und lässt uns mit den Folgen der Klimakrise allein anstatt sich solidarisch zu zeigen. Antifa heißt, dem entgegenstehen. Antifa heißt Armen etwas geben, Geflüchtete willkommen heißen, Frauen unterstützen, Diversität feiern und eine Perspektive für jetzt und in der Zukunft bieten
– sei auch du Antifaschist*in!